Mal wieder kurz vor einem Trackday auf der Nordschleife. Ich, leider immer noch nicht im Besitz einer old-school Stoppuhr, denke mir, dass eine iPhone App nicht schlechte wäre die mit Hilfe von GPS Positionen automatisch die Rundenzeit aufzeichnet. Also, mal schnell im App-Store geschaut und siehe da ‚Harry’s Lap Timer‘ gefunden. Für 14,99€ ist das, im Vergleich zu anderen Apps, kein Schnäppchen. Aber in Anbetracht des bevorstehenden Events des Deutschen Motorsport Kreis e.V. hab ich dann doch zugeschlagen. Wer will denn schon über die Nordschleife fahren ohne hinterher eine ordentliche BTG-Zeit vorzuweisen??? (BTG – für Nicht-Nordschleifenisti steht für ‚Bridge to Gate‘ – beim betrachten dieses Videos wird es klarer TopGear – Ford Transit mit Sabine Schmitz)
Wie funktioniert das ganze? Beim durchfahren einer bestimmten GPS-Position, im Idealfall die Start/Ziel-Line, beginnt die Zeitaufzeichnung und Endet bei nochmaligem überfahren derselben oder einer beliebigen anderen Position. Das klingt soweit ja ganz einfach. Wenn da nicht eine Fülle von weiteren Funktionen wäre. Neben der Zeitnahme werden auch die Beschleunigungswerte mittels des im iPhone eingebauten Beschleunigungssensors, Höhe, Himmelsrichtung, Geschwindigkeit, usw. mit aufgezeichnet. Dabei stehen einem über 300 Rennstrecken weltweit kostenlos zum Download zur Verfügung, allein die Nürburgring Nordschleife in 3 Versionen (Bridge to Gate, Nordschleife komplett, Nordschleife plus Grand-Prix Strecke). Jetzt klingt das nicht mehr ganz so einfach. Nun kann man sich eine Fülle von Daten anzeigen lassen, z.B. einem Timer, der einem die aktuelle Rundenzeit im Vergleich zu einer Referenz-Zeit anzeigt. Mit die schönste Funktion ist die Videoaufzeichnung, über die man später ein sogenanntes Overlay einblenden kann; also die aktuelle Geschwindigkeit, Karte und Querbeschleunigung. Die komplette Feature-Liste möchte ich hier nicht runterbeten, das würde den Rahmen etwas sprengen. Ihr könnt diese aber auf Harry’s Web-Site finden http://gps-laptimer.de.
Erster Test
So, nun zu meinen Erfahrungen. Am Abend vor dem großen Tag habe ich mir die App etwas näher angeschaut. Das ist auch unbedingt notwendig, da die App Aufgrund ihrer vielen Features etwas unübersichtlich geworden ist. Das Einstellen der Leistungsdaten meines Honda Civic war etwas komplizierter und könnte sicherlich noch vereinfacht werden. Nach unruhiger Nacht ging es dann am Morgen von Frankfurt aus Richtung Nürburgring. Wie es nun mal so läuft, war es am Morgen des freien Fahrens etwas hektisch, also schnell die Startnummer aufgeklebt, App eingeschaltet und dann musste ich auch los um ja keine Zeit zu verschwenden. Drei Runden sollten es erst mal werden. In der ersten Pause hab ich dann gleich mal meine Rundenzeiten gecheckt. WOW, knappe 7 Sek. – da war ich wohl mit ca. 9756 km/h auf der knapp 19 km langen Strecke unterwegs. OK OK, ruhig Blut – schneller als Stefan Bellof kann eh keiner sein. Also erst mal auf Fehlersuche gehen. Nach kurzer Suche bin ich dann auf die Laplist gestoßen, über die man sich dann auch die GPS POIs (Points of Interest) anschauen kann. Moment mal, da sind ja zig verschiedene Start/Ziel-Linien definiert, also da ist aufräumen angesagt. Da ich es mit dem Aufräumen nicht so habe, hab ich mich erst mal mit dem zweiten Stint beschäftigt. Nochmal 4 Runden Nordschleife. Doch das Schicksal war mir nicht freundlich gestimmt am heutigen Tag. Nach nur 3 Runden waren die Bremsen runter und zwar komplett. Dabei hatten die Beläge noch gute 6 mm eine Woche vor dem Trackday – aber das ist eine andere Geschichte. Shit happens! Somit hatte ich dann mehr als genug Zeit bei anderen mitzufahren und auch ein paar Nordschleifen-Lehrstunden einem ambitionierten und talentierten aber unerfahrenem Freund zu geben. Auf dem Beifahrersitz konnte ich mich herrlichst über meine Bremsen und – das kommt noch dazu – meinen zerdepperten Nebelscheinwerfer aufregen .
Zweiter Test
Der zweite Versuch fand dann ca. ein halbes Jahr später statt. Genügend Zeit die POIs aufzuräumen hatte ich ja. Auch eine Support-Anfrage per Mail an den Entwickler – ich nehme an, das war Harry -wurde schnell und kompetent beantwortet. Dieses mal mit korrekten GPS-Triggern stand ich wieder bei dem freien Fahren des DSK e.V. pünktlich um 8h00 am Start. Videoaufzeichnung aktiviert und los ging‘s, 4 Runden Nordschleife mit Onboard-Video. Doch was ist das? Eine Runde mit 38 Min. 44 Sek. Hab ich das Auto um die Strecke geschoben??? Ok, die Strecke war noch etwas feucht, aber so langsam war ich dann doch nicht unterwegs – ganz im Gegenteil bei den Witterungsbedingungen hab ich sogar die meisten Hecktriebler alt aussehen lassen. Beim checken des Videos war es dann klar, 3 Runden wurden zu einer zusammen gezogen also hatte wieder irgendetwas mit den GPS-Triggern nicht gepasst. Nicht ganz das Ergebnis das ich haben wollte, aber trotzdem ein brauchbares Onboard-Video fabriziert. Also fix noch das Overlay drübergerendert und fertig ist das Video mit Einblendungen. Das Ergebnis ist leider doch nicht ganz überzeugend. Die angezeigten Geschwindigkeiten stimmen nicht (wer fährt denn schon 50km/h im Karussell – da sind mind. 70 km/h drin) und auch die Nordschleifenkarte sieht etwas „zerknittert“ aus. Aber schaut Euch das Ergebnis einfach selbst an.
Fazit
Die App ist ganz schön trickreich. Die Funktionen sind mehr als reichlich und decken alles ab was des Rennfahrers Herz begehrt. Im Detail hapert’s allerdings noch ein bisschen, was wohl an der Performance des iPhone (in meinem Fall einem 3GS) liegt. Bspw. braucht es so lange um eine Videoaufzeichnung zu speichern, dass die neue Aufzeichnung und Zeitnahme selbst mit Ausfahrt an der Tourizufahrt nicht funktioniert. Was mir auch nicht so wirklich gefällt ist der Fakt, dass ich während der Videoaufzeichnung auf meinem Display auch nur das Video anschauen kann. Ich würde lieber die Anzeige mit dem Vergleich zu meiner Referenzzeit anzeigen lassen. Aber der positive Eindruck überwiegt, alles in allem hab ich die investierten 15€ nicht bereut und die App und ich werden uns nächstes Jahr bestimmt noch besser anfreunden. Wenn ihr diese App kauft, dann nehmt Euch auf jeden Fall Zeit Euch alle Funktionen in Detail anzuschauen und zu probieren. Aber im nächsten Jahr teste ich weiter und halte Euch auf dem Laufenden.
Nachtrag
Einen Nachtrag möchte ich noch gerne hinzufügen: Nach dem upload des oben eingefügten Videos auf YouTube, hatte ich umgehend einen Kommentar von Harry bekommen. Anscheinend ist der GPS Empfang vom 3GS nicht so pralle, weswegen es zu diesen Ausfranzern auf der Overlay-Map kommt zudem muss für eine korrekte Anzeige der Geschwindigkeit diese auf ‚calculated‘ gesetzt werden. Zweiteres würde ich mir als ‚Default‘ Einstellung für das nächste Update wünschen. Ich freu mich auf alle Fälle auf die nächsten Runden auf der Nordschleife zusammen mit Harry’s Laptimer im nächsten Jahr.